
Zeche Westerholt
Die Zeche Westerholt war ein Steinkohlebergwerk im Ruhrrevier an der Stadtgrenze zwischen Herten-Westerholt und Gelsenkirchen-Hassel. Die Schächte lagen verteilt: Schacht 1 stand genau auf der Grenze, Schacht 2 in Hassel und Schacht 3 in Westerholt. Mit der Stilllegung am 19. Dezember 2008 (letzter Wagen Kohle) endete der Betrieb; damit war Westerholt das letzte fördernde Bergwerk der Stadt Gelsenkirchen.
Die Entwicklung begann im frühen 20. Jahrhundert im Umfeld der damaligen staatlich geprägten Bergwerksorganisationen: Nach der Konsolidierung von Grubenfeldern (u. a. unter Gelsenkirchen-Buer und Westerholt) wurde 1907 mit dem Abteufen der Förderschachtanlage Westerholt 1/2 begonnen; 1910 ging die Zeche in Betrieb, 1912 folgte eine Kokerei. In den 1920er-Jahren wuchs die Förderung stark (1920 wurde die Marke von 1 Mio. Tonnen Jahresförderung überschritten). Später wurden Anlagen erweitert, u. a. die Kokerei (1929). Ende der 1930er/Anfang der 1940er kam das nördlich anschließende Feld Polsum hinzu: Schacht Polsum 1 wurde ab 1941 abgeteuft, kriegsbedingt 1943 unterbrochen und nach dem Zweiten Weltkrieg als Außenschacht weitergeführt; 1949 ging er in Betrieb.
Nach 1945 folgten Modernisierung und Umstrukturierung: 1952/53 entstand die Zentralkokerei Hassel, die die alte Kokerei ersetzte. Auf dem früheren Kokereigelände wurde ab 1956 der neue Zentralförderschacht Westerholt 3 gebaut; der Betonförderturm wurde 1960 errichtet. 1968 ging die Zeche in die Ruhrkohle AG über; es kamen weitere Schächte und Wetterschächte hinzu bzw. wurden aufgegeben und verfüllt (z. B. Bergmannsglück 1/2, Wetterschacht Altendorf). In den späten 1980ern wurde Schacht Westerholt 1 zum zentralen Seilfahrt- und Materialschacht ausgebaut (mit neuem Förderturm 1989). 1998 wurde der Standort Teil der Deutschen Steinkohle AG und mit anderen Anlagen zum Bergwerk Lippe zusammengeführt; Schacht Westerholt 2 wurde 1999 aufgegeben und verfüllt.
Heute befindet sich die Schachtanlage Westerholt 1/2/3 weitgehend im Rückbau, wobei die Fördertürme über Schacht 1 und Schacht 3 erhalten bleiben sollen. Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) zeichnete die Anlage als „Denkmal des Monats“ (Juni 2010) aus; parallel liefen Planungen für Nachnutzungskonzepte. Weitere zugehörige Anlagen wurden inzwischen abgerissen (u. a. Wetterschacht Altendorf 2019, Polsum 1 und 2 bis 2021). Das Fördergerüst von Polsum 1 wurde 2010 von SIEMAG TECBERG übernommen, demontiert und in Haiger (Kalteiche) wieder aufgebaut, wo es heute als Schulungs-/Wahrzeichen dient.